Zertifizierungslehrgang „Synergetisches Prozessmanagement“
unter Anwendung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) auf der Grundlage von Synergetik, Chaostheorie und Complexity Science
März bis Oktober 2024
Die Gestaltung und Förderung von Veränderungsprozessen in Beratung, Organisationsentwicklung und Psychotherapie stellen uns vor besondere Herausforderungen. Solche Prozesse sind weder einfach vorhersehbar noch intentional steuerbar. Gleichzeitig sind mehrere Systemebenen zu berücksichtigen und die Informationen von gestern sind nicht selten heute schon überholt. Die Komplexitätswissenschaften liefern in dieser Situation geeignete Verständnisgrundlagen sowie Methoden, um die Eigendynamik von Selbstorganisationsprozessen wirkungsvoll zu unterstützen, zu gestalten und zu evaluieren.
In dieser Weiterbildung werden die hierfür notwendigen Kompetenzen vermittelt. Verständnis und Modellierung komplexer Systeme kann heute als Schlüsselkompetenz in vielen Disziplinen und Anwendungsfeldern gelten (Systemkompetenz). Inzwischen stehen auch Technologien zur Verfügung, um Veränderungsprozesse auf der Höhe des Geschehens abzubilden. Insbesondere Monitoring-Systeme und ihre Einsatzmöglichkeiten zur Prozessbegleitung und -gestaltung werden vorgestellt. Die Integration von Datenerfassung, Datenanalyse und Visualisierung ermöglicht dabei ein optimales Feedback. Anwendungsfälle sind Psychotherapie, Beratung/Coaching sowie in Team- und Organisationsentwicklung. Technologien des Real-Time Monitoring liefern eine valide Basis für Mikroentscheidungen im Prozess, für kooperative Feinsteuerung und für die Evaluierung.
Adressaten:
Ärzte/-innen, Psychologen/-innen, Psychotherapeuten/-innen, Berater/-innen, Arbeits- und Organisationspsychologen/-innen, Verantwortliche für Organisationsentwicklung
Veranstalter:
Institut für Synergetik und Psychotherapieforschung, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, in Kooperation mit
Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste
Center for Complex Systems
salzburg.academy
Klinik St. Irmingard, Prien; Klinik ChiemseeWinkel, Seebruck
Kursleitung:
Univ.-Prof. Dr. Günter Schiepek, Dr. Helmut Johannes Schöller, MSc.
Ärztliche Leitung:
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Aichhorn, MBA
Psychol. Leitung:
Univ.-Prof. Dr. Günter Schiepek
Referenten:
Univ.-Prof. Dr. Günter Schiepek, Mag. Dr. Helmut Schöller, MSc.
Orte:
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg
Dauer:
Fünf zweitägige Blöcke (Do/Fr) zu je 16 Einheiten (à 45 Minuten):
Termine 2023:
1 | Do, 14. März 9h-18h Fr, 15. März 9h-18h |
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Strubergasse 21 |
2 | Do, 25. April 9h-18h Fr, 26. April 9h-18h |
Online per Zoom |
3 | Do, 6. Juni 9h-18h Fr. 7. Juni 9h-18h |
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Strubergasse 21 |
4 | Do, 19. Sept. 9h-18h Fr, 20. Sept. 9h-18h |
Online per Zoom |
5 | Do, 17. Okt. 9h-18h Fr, 18. Okt.. 9h-18h |
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, Strubergasse 21 |
Fortbildungspunkte:
bei Ärzte- und Psychotherapeutenkammern (Ö/D) zur Akkreditierung beantragt
Methoden:
Workshops, Arbeitsgruppen, Kleingruppenarbeit, praktische Übungen, Fallkonferenzen. Für alle Module werden dokumentierte Lernerfolgskontrollen angeboten. Vorbereitendes und ergänzendes Selbststudium anhand von Fachliteratur und dem Synergetischen Navigationssystem als Lehrmittel.
Kosten:
2.200 Euro (inkl. USt.). Die Teilnahmegebühr schließt die Nutzung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) über einen Zeitraum von einem Jahr ein. Studentenpreis: 990 Euro.
Anmeldung:
Online auf www.salzburg.academy:
www.salzburg.academy/Wordpress/synergetisches-prozessmanagement
Per E-Mail an synergetics@salzburg.academy.at
Abschluss:
Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs nach positver Beurteilung einer schriftlichen Abschlussarbeit und der Dokumentation der praktischen Durchführung eines klinischen oder nicht-klinischen Veränderungsprozesses.
Näheres zum SNS auf den Seiten von www.ccsys.de
Komplexität in Beratung und Therapie: Grundlagen
Modul 1
Do. 14. und Fr. 15. März 2024, PMU Salzburg
Im ersten Block wird eine Einführung in die Grundlagen der Komplexitätswissenschaften (Theorie komplexer Systeme, Synergetik, Chaostheorie) und ihrer Methoden gegeben. Zusätzlich erfahren Sie, welche Möglichkeiten der Prozessgestaltung und Prozessevaluierung es aus der Sicht der Komplexitätswissenschaften und der Chaostheorie gibt. Auch wird das Verständnis der im Synergetischen Navigationssystem (SNS) implementierten Analyseinstrumente grundgelegt. Eine unmittelbar anwendbare praktische Methode (Ressourceninterview) rundet den ersten Teil ab.
Donnerstag, 14. März | |
9:00h | Begrüßung, Organisatorisches, Überblick über die Inhalte des gesamten Kurses, Literatur,
Aufgaben der Teilnehmer, Transparenz der Zertifizierungskriterien. Klärung von Erwartungen und der verfügbaren Praxisfelder der Teilnehmer |
10:00h | Pause |
10:30h | Einführung in die Grundlagen der Komplexitätswissenschaften (Theorie komplexer Systeme, Synergetik, Chaostheorie) |
12:30h | Mittag |
14:00h | Beispiele aus der Physik, der Dynamik des Gehirns, der Psychologie, insbesondere der Psychotherapie |
15:30h | Pause |
16:00h – 18:00h | Illustrationen und Übungen aus dem Bereich der Wahrnehmungspsychologie |
Freitag, 15. März | |
9:00h | Wirkfaktoren in Therapie und Beratung: Medical vs. Contextual Model |
10:30h | Pause |
11:00h | Vorstellung einer wissenschaftlichen Theorie therapeutischer Veränderungsprozesse |
12:30h | Mittag |
14:00 | Ressourceninterview: Ein Verfahren zur Erfassung persönlicher Ressourcen und Kompetenzen in Therapie und Beratung. Praktische Übung |
16:00h | Pause |
16:30h – 18:00h | Methoden zur Analyse von Prozessdaten (Zeitreihen) komplexer Systeme: Dynamische Komplexität, Komplexitäts-Resonanz-Diagramme, Phasenraumeinbettung |
Prozessmonitoring – Erfassung und Auswertung von Zeitreihen
Modul 2
Do. 25. und Fr. 26. April 2024
In diesem Block erfolgt eine Einführung in die praktische Nutzung von Prozessmonitoringsystemen und synergetischen Auswertungsmethoden. Ab diesem Block können die Teilnehmer/-innen das SNS in Selbstanwendung nutzen und praktische Erfahrungen damit sammeln. Vorgestellt wird die Funktion und Anwendung von Analysetools für Zeitreihen, insofern sie zum Verständnis von Veränderungsprozessen nützlich sind. Mit diesen Tools vertieft der Block auch das methodische und theoretische Verständnis nichtlinearer, selbstorganisierender Systeme. Die vorgestellten Verfahren werden anhand praktischer Beispiele aus unterschiedlichen Anwendungsfeldern illustriert.
Donnerstag, 25. April | |
9:00h | Fragen, Erfahrungen.
Fortsetzung: Methoden zur Analyse von Prozessdaten (Zeitreihen) komplexer Systeme: Recurrence Plots, fraktale Dimensionalität, Lyapunov-Exponenten |
10:30h | Pause |
11:00h | Anwendung der Synergetik in Psychotherapie und Beratung: Synergetisches Prozessmanagement |
12:30h | Mittag |
14:00h | Generische Prinzipien: Einführung und Kleingruppenarbeit zum Praxisbezug der Prinzipien (I) |
15:30h | Pause |
16:00h – 18:00h | Generische Prinzipien: Kleingruppenarbeit und vertiefte Diskussion mit Praxisbeispielen (II) |
Freitag, 26. April | |
9:00h | Einführung in die Bedienung und Nutzung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) (I) |
10:30h | Pause |
11:00h | Einführung in die Bedienung und Nutzung des Synergetischen Navigationssystems (SNS) (II)
Weitere Analysetools im SNS, z.B. Korrelationsmusteranalyse. |
12:30h | Mittag |
14:00 | Vorbereitung der Nutzung des SNS durch die Teilnehmer, Prozessbegleitung und Selbstmonitoring im weiteren Kursverlauf. |
16:00h | Pause |
16:30h – 18:00h | Funktionen im SNS: Fragebogeneditor zur Analge individualisierter Fragebögen; Ampel als „Frühwarnsystem“ für produktive Krisen oder problematische Entwicklungen. Bezug des systems zu den generischen Prinzipien. |
Idiographische Systemmodellierung
Modul 3
Do. 6. und Fr. 7. Juni 2024
Entscheidend für die Unterstützung von selbstorganisiertem Ordnungswandel in komplexen Systemen ist eine detaillierte Vorstellung über die Funktionsweise des Systems, um dessen Veränderungsprozess es geht. Im Bereich von Einzeltherapie und -beratung wird das „System“ mit Hilfe eines speziellen Interview- und Konstruktionsverfahrens modelliert, der idiographischen Systemmodellierung. Diese anspruchsvolle Methodik klinischer Gesprächsführung wird in diesem Block vorgestellt und geübt. Aus den Variablen eines Systemmodells kann mit Hilfe des Fragebogeneditors im SNS ein individualisierter Prozessfragebogen entwickelt werden, der für den jeweiligen Veränderungsprozess ein passgenaues Messinstrument liefert. Das Vorgehen kann auch für Teams und Organisationen adaptiert werden. In diesem Block werden auch persönliche Entwicklungsprojekte der Teilnehmer vorbereitet, die mit den gelernten Methoden in Peer-Groups begleitet und unterstützt werden.
Donnerstag, 6. Juni | |
9:00h | Besprechung von praktischen Erfahrungen und aufkommenden inhaltlichen Fragen.
Einführung in die idiographische Systemmodellierung. Vorgehen und Verfahrenslogik. |
10:30h | Pause |
11:00h | Einführung in die idiographische Systemmodellierung anhand eines Videobeispiels.
Fragen zur Vorgehensweise. |
12:30h | Mittag |
14:00h | Angeleitete praktische Durchführung der idiographischen Systemmodellierung anhand persönlicher Beispiele in Kleingruppen. |
15:30h | Pause |
16:00h – 18:00h | Praktische Durchführung der idiographischen Systemmodellierung in Kleingruppen.
Reflexion der Erfahrungen im Plenum. |
Freitag, 7. Juni | |
9:00h | Weiteres Videobeispiel der Systemmodellierung |
10:30h | Pause |
11:00h | Fortsetzung: Angeleitete praktische Durchführung der id. SM anhand persönlicher Beispiele in Kleingruppen. Reflexion im Plenum. Wiederholung: Nutzung des Fragebogeneditors im SNS und Anlage individualisierter Prozessfragebögen. |
12:30h | Mittag |
14:00 | Entwicklung und Vorbereitung persönlicher Entwicklungsprojekte der Teilnehmer zur Selbstanwendung / Selbsterfahrung der Methode. |
16:00h | Pause |
16:30h – 18:00h | Transfer und Modifikation des Verfahrens der IdSM auf unterschiedliche Kontexte und Anwendungsfelder, z.B. Beratung, Coaching, Teamentwicklung. |
Feedbackgespräche und supervidierte Praxis
Modul 4
Do. 19 und Fr. 20. September 2024
Das Prinzip selbstorganisierter Veränderung in komplexen Systemen setzt ein regelmäßiges Feedback zusammen mit allen Beteiligten voraus. Im Einzelsetting von Therapie und Beratung ist dies primär der Klient oder Beratungskunde. Es wird illustriert und geübt, wie solche Feedbackgespräche unter Nutzung prozessbezogener Informationen aus dem SNS geführt und je nach Prozessphase, Klientenmotivation und Setting differenziert gestaltet werden können. Die aus der Synergetik und dem empirischen Wissensstand der Psychotherapieforschung abgeleiteten generischen Prinzipien dienen dabei als Heuristiken und Entscheidungshilfe für die Prozesssteuerung.
Donnerstag, 19. September | |
9:00h | Besprechung von praktischen Erfahrungen und aufkommenden inhaltlichen Fragen.
Besprechung der Erfahrungen und „Produkte“ sowie notwendiger Modifikationen der idiographischen Systemmodellierung für die Anwendungskontexte der Teilnehmer. |
10:30h | Pause |
11:00h | Reflexion der von den Teilnehmern durchgeführten Therapie- und Beratungsprozesse. Falls verfügbar Videoreflexion. Arbeit in Kleingruppen. |
12:30h | Mittag |
14:00h | Videobeispiele von SNS-gestützten Feedbackgesprächen in unterschiedlichen Kontexten (Therapie, Beratung). Bezug zu unterschiedlichen Therapieverfahren. |
15:30h | Pause |
16:00h – 18:00h
|
Nutzung der generischen Prinzipien als Entscheidunsheuristiken im Therapie- und Beratungsprozess anhand von Fallbeispielen. Bezug zu unterschiedlichen Therapieverfahren. |
Freitag, 20. September | |
9:00h | Die Nutzung und Interpretation vertiefter nichtlinearer Analyse- und Visualisierungsverfahren im SNS für die Fallbesprechung anhand konkreter Beispiele. Einführung in die Methodik der Interaktionsmatrix: SNS-basierte Beziehungsmuster-Analyse in Gruppen, Paaren, Familien, Teams. |
10:30h | Pause |
11:00h | Fallsupervision. |
12:30h | Mittag |
14:00 | Selbsterfahrung anhand der Reflexion der persönlichen Entwicklungsprojekte. |
16:00h | Pause |
16:30h – 18:00h | Selbsterfahrung anhand der Reflexion der persönlichen Entwicklungsprojekte. Zeit für offene Fragen, Vertiefungen und Probleme. |
Zusammenfassung und Ausblick; Persönliche Entwicklungsprojekte
Modul 5
Do., 17. und Fr. 18. Oktober 2024, PMU Salzburg
Die im vorausgehenden Themenblock und in den Peer-Groups entwickelten persönlichen Entwicklungsprojekte der Teilnehmer/-innen werden besprochen und reflektiert. Darin sollten Verfahren wie die idiographische Systemmodellierung und das darauf aufbauendes Prozessmonitoring unmittelbar erfahrbar und anschaulich werden. Es wird gezeigt, wie sich die erlernten Methoden der Komplexitätswissenschaften in der Praxis der Teilnehmer/-innen nutzbar machen lassen und bewähren.
Donnerstag, 17. Oktober | |
9:00h | Fortsetzung: Besprechung von praktischen Erfahrungen und aufkommenden inhaltlichen Fragen.
Besprechung der Erfahrungen und „Produkte“ sowie notwendiger Modifikationen der idiographischen Systemmodellierung für die Anwendungskontexte der Teilnehmer. Bezug zu unterschiedlichen Therapie- und Beratungsverfahren. |
10:30h | Pause |
11:00h | Reflexion der von den Teilnehmern durchgeführten Therapie- und Beratungsprozesse. Rückblick auf abgeschlossene Fälle. Falls verfügbar Videoreflexion. Arbeit in Kleingruppen. |
12:30h | Mittag |
14:00h | Videobeispiele von SNS-gestützten Feedbackgesprächen in unterschiedklichen Kontexten (Therapie, Beratung) |
15:30h | Pause |
16:00h – 18:00h
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Nutzung der nichtlinearen Analyseverfahren im SNS in unterschiedlichen Praxisfeldern. Erfahrungen mit der Beziehungsmuster-Analyse in verschiedenen Praxisfeldern (Paare, Gruppentherapie, Familien, Teams) |
Freitag, 18. Oktober | |
9:00h | Perspektiven und Erfahrungen für spezifische Anwendungsfelder, Bertaungs- und Therapieansätze. |
10:30h | Pause |
11:00h | Persönliche Prozessreflexion der persönlichen Entwicklungsprojekte der Teilnehmer. Fallsupervision. |
12:30h | Mittag |
14:00 | Weitere Entwicklungen und Planungen. |
16:00h | Pause |
16:30h – 18:00h | Fragen zu den Qualifikationskriterien (schriftliche Abschlussarbeit, Videodokumentation der praktischen Arbeit).
Kursfeedback und Verabschiedung. |